Seit 2020 gehört Vladimir Burlakov zur Riege der „Tatort“-Kommissare. Als Leo Hölzer ermittelt der 36-Jährige in Saarbrücken. Am 10. September (20.15 Uhr) ist er zudem im ZDF-Herzkino-Zweiteiler „Hotel Barcelona“ zu sehen. Wir haben mit Burlakov über die deutsche Filmbranche gesprochen. Zudem hat sich der in Moskau geborene deutsche Schauspieler klar von einem Großteil der russischen Bevölkerung distanziert und diese als „absolut brainwashed“ bezeichnet.
Herr
Vladimir Burlakov: Weil ich glaube, dass dieser Zweiteiler eine schöne Abwechslung zu den ganzen Krimi-Formaten ist, die im deutschen Fernsehen laufen. Zudem ist Barcelona natürlich eine wunderschöne Stadt. Da das Sommergefühl in diesem Jahr mit Blick auf das wechselhafte Wetter nicht so recht aufkommen mag, kann man sich an unseren Filmen vielleicht ein Stück weit wärmen. „Hotel Barcelona“ erzählt eine spannende Geschichte, mit der wir hoffen, die Mauern dieses „Herzkinos“ ein bisschen zu durchbrechen.
Vladimir Burlakov in „Hotel Barcelona“
Ihr Rollenname Mateo Bonachera klingt aber schon nach klassischem „Herzkino“ und einer geballten Charme-Offensive …
Zu viel möchte ich natürlich noch nicht verraten, aber nur so viel: Mateo hatte keine leichte Kindheit. Er ist auf der Straße aufgewachsen und kam in die Hotelfamilie, die ihn dann mit dem Posten des stellvertretenden Direktors betraut hat. Er befindet sich in einem inneren Konflikt und ist hin- und hergerissen, ob er das Richtige tun sollte oder eben nicht. Und natürlich spielt hierbei auch das Herz eine Rolle …
Start der neuen "Tatort"-Saison: Lohnt sich "Gold" aus Ludwigshafen?
Sie sind in Moskau geboren und in jungen Jahren nach Deutschland gekommen. Wie gut lag Ihnen jetzt der Südeuropäer?
Obwohl die Figur Mateo Bonachera heißt, habe ich nicht versucht, einen Spanier oder Italiener zu spielen. Das wäre meines Erachtens albern gewesen, weil ich das einfach nicht bin. Ich bin mir auch gar nicht sicher, wie die Menschen in ferner Zukunft überhaupt heißen werden beziehungsweise ob dem jeweiligen Namen dann automatisch ein Herkunftsland zuzuordnen sein wird. Die Völkerwanderung, die sicherlich weiter zunehmen wird, könnte alles ziemlich durchmischen.
Wie schwierig sind sowohl die privaten als auch die beruflichen Zeiten für jemanden, der in Russland das Licht der Welt erblickt hat?
Ich persönlich habe das überhaupt nicht zu spüren bekommen – zum Glück, denn ich habe auch ganz andere Geschichten gehört. Allerdings habe ich mich auch öffentlich sehr häufig geäußert und diesen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine scharf verurteilt. Als es mit Blick auf die Flüchtlingswelle besonders akut war, habe ich mich sehr engagiert, für die Menschen eingekauft und Spenden zusammengetrieben. Vielleicht kam ich dadurch gar nicht erst in Verdacht.
„Die russische Bevölkerung ist absolut brainwashed.“
Sie haben sich zu Anfang des Krieges entsetzt über die Desinformation vieler russischer Bürgerinnen und Bürger sowie die Propaganda als solche gezeigt. Glauben Ihre Freunde und Teile Ihrer Familie heute noch alles, was in den russischen Medien berichtet wird?
Das stimmt nicht ganz. Ich habe lediglich von meiner Mutter gehört, dass einige ihrer Freunde zum Opfer dieser Propagandamaschinerie in Russland geworden sind. Mit diesen Personen musste sie nach jahrelanger Freundschaft letztendlich brechen. Dass die Propaganda bereits seit vielen Jahren betrieben wird und nach wie vor sehr stark funktioniert, ist kein Geheimnis. Die russische Bevölkerung ist absolut brainwashed – und Besserung ist da leider nicht in Sicht.
Für Sie als homosexueller Mann wäre ein freies Leben in Ihrem Geburtsland nicht möglich. Macht Sie auch dieser Aspekt, dieser russische Blickwinkel betroffen?
Ich bin so pro Ukraine eingestellt, dass ich mir diesen russischen Blickwinkel, wie Sie es nennen, vermutlich nicht gestatte. Ehrlich gesagt denke ich nicht so viel über die russische Bevölkerung nach. Ob brainwashed oder nicht: Der größte Teil ist für diesen Krieg. Das zeigen die Meinungsumfragen in diesem Land – wie repräsentativ diese auch immer sein mögen – sowie unzählige Videos in den sozialen Medien recht deutlich. Wenn man seit mehr als zehn Jahren quasi nur einen TV-Sender guckt, der einem erzählt, wie böse der Westen ist, dann mag das nicht überraschen. Andererseits unterstelle ich den Leuten dann schon, dass sie nichts hinterfragen und alles einfach so schlucken.
Bill und Tom Kaulitz als "Tatort"-Kommissare? Die Brüder "wären sofort dabei"
Ich kann nicht nachvollziehen, dass viele Russen so viel Wut und Hass in sich tragen. Natürlich nehme ich wahr, dass es verhältnismäßig viele Menschen in Russland gibt, die auf die Straße gegangen sind und dass es viele gibt, die es unbedingt machen wollen würden. Die Konsequenzen und Strafen wären aus ihrer Sicht aber viel zu massiv – und dann lässt man es eben.
Sie leben seit Mitte der 90er Jahre in Deutschland, gelten hierzulande als gestandener und beliebter Schauspieler. Kommt aktuell viel nach und wie bewerten Sie die Entwicklung des deutschen Films?
Mein Eindruck ist, dass allen voran die jüngere Generation den Beruf heute viel ernster nimmt. Die Schauspieler um mich herum bereiten sich intensiver vor, machen besser ihre Hausaufgaben. Sie wissen um ihre Background-Storys, engagieren Coaches und versuchen mehr aus ihren Möglichkeiten zu machen. Grundsätzlich habe ich gerade das Gefühl, dass sich alle mehr bemühen und versuchen, stärker „out of the box“ zu denken – auch durch die Einflüsse aus den unterschiedlichen Ländern dieser Welt. Das hat zur Folge, dass ein Format wie „Hotel Barcelona“, das mehr oder weniger einen Stempel hat, vielleicht nicht mehr so stark kategorisiert werden kann. Es ist nicht einfach nur „Herzkino“ und Punkt. Wir haben schon probiert, unser eigenes Ding zu machen.
Sind Sie sich über Ihr Privileg im Klaren, dass Sie mit recht jungen Jahren schon beachtliche Erfolge feiern durften? Sie sind 36 Jahre alt …
Ja, absolut. Wenn ich über die jüngere Generation von Schauspielern spreche, dann meine ich übrigens eher 20-Jährige. Da liegen dann schon ein paar Jahre dazwischen. Ich persönlich durfte natürlich Erfolge feiern, hatte aber – wie jede andere Schauspielerin oder jeder andere Schauspieler auch – ebenso schlechte Jahre und meine Tiefs. Mittlerweile bin ich nicht zuletzt aufgrund des Alters zu einer gewissen Ruhe gekommen und mache mir um Absagen nicht mehr so einen Kopf. Alles kommt so, wie es kommen muss. Daran glaube ich ganz fest.
Vladimir Burlakov arbeitet an Regiedebüt
Was ist Ihr nächster Schritt?
Ich schreibe gerade an meinem Regiedebüt. Mein ganzes Herzblut fließt aktuell in diese Arbeit hinein. Wenn ich mal als Schauspieler nicht beschäftigt bin, dann suche ich mir Sachen, die mich trotzdem fordern und mir Spaß machen.
Wie sehr fordert Sie der „Tatort“ Saarbrücken und wie viel Spaß macht Ihnen die Rolle des Leo Hölzer noch?
Der „Tatort“ macht mir nach wie vor sehr großen Spaß. Auf diese Drehs freue ich mich das ganze Jahr über – und das ist gar nicht nur so dahergesagt. Ich fühle mich in Saarbrücken unfassbar wohl, empfinde die Tage vor Ort immer als Urlaub. Hinzu kommt, dass ich mit meinem Team, also mit Daniel (Sträßer; Anm. d. Red.), Ines (Ines Marie Westernströer) und Brigitte (Urhausen), so gut zusammenarbeite. Wir haben auch das große Glück, dass sich unsere Redaktion und Produktion immer sehr viel Zeit für die Entwicklung der Bücher nehmen. Das ist das A und O und gar nicht so häufig in unserer Branche, dass das Buch so weit im Voraus geschrieben wird, wie es bei uns der Fall ist. Vor ein paar Wochen haben wir unseren fünften Fall abgedreht – mit Christian Theede, der auch der Regisseur von „Hotel Barcelona“ ist. So schließt sich der Kreis.
Zieht es Sie auch privat gerne nach Barcelona oder wo verbringen Sie vorzugsweise Ihren Urlaub?
Wenn ich mit meinem Freund verreise, dann fliegen wir meistens im Januar nach Thailand. Wir lieben dieses Land sehr und verbringen dort in der Regel vier, fünf Wochen am Stück, ehe wir wieder ins kalte Deutschland zurückkehren.
Ehe-Aus bei Oliver und Amira Pocher: "Ich wollte mich nicht trennen"
„So arbeitet die Redaktion“ informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.
Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel